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Die Schule Oberpöllnitz im neuen Gebäude
Schon 1843 ging man mit dem Gedanken um, eine neue Schule zu bauen. Es wird aber noch nicht Festes bestimmt. Die Orts- u. Schulvorstände wollen sich erst noch mit den Gemeinden besprechen. Sämtliche Anwesende einer Zusammenkunft sind aber von der Notwendigkeit eines Neubaus überzeugt. 1844 hatten die Gemeinden Mittelpöllnitz und Geroda vor, sich loszutrennen und eine eigene Schule zu bauen.
Im Jahre 1852 wurde das Grundstück für die neue Schule vom Rittergut gekauft. 1 Weimarischer Acker groß und zum Preis von 200 Reichstaler. (1 Weimarischer Acker = 2850qm bzw. 28,50ar) Es liegt zwischen dem Gutspark und dem Gasthof, nördlich der Dorfstraße. Das Grundstück wurde von dem Rittergutsbesitzer Julius Aster der Gemeinde Oberpöllnitz, mit ihren Vertretern, dem Bürgermeister Heuschkel und dem Gemeinderatspfarrer Liebe, übereignet worden. Unter der ausdrücklichen Bestimmung, dass dieses Grundstück für alle Zeiten nur der Schule verbleiben soll. Das Ministerium war damit nicht einverstanden und verfügte, um Streitigkeiten zu vermeiden, dass das Grundstück der Schulgemeinde übereignet werden müsse. 1853 war man dem Schulbau schon näher gekommen. Von dem Maurermeister Hädrich in Triptis wurde der Plan der neuen Schule entworfen und dem Ministerium zwecks Bewilligung eingereicht.
Die Umfassungsmauern im Untergeschoss wurden mit Grauwacke ausgeführt, da diese in unmittelbarer Umgebung zu haben war. Desgleichen auch die Mauern der Schulstube. Diese hat aber auch noch eine Futtermauer von gebrannten Backsteinen oder Lehmziegeln erhalten. Den Ankauf der Backsteine übernahm die Gemeinde. Ebenfalls auch die Anfuhr des Bauholzes. Alle übrigen Fuhren an Material, wie Ziegel, Kalk, Sand und Sandsteine, wurden den betreffenden Gewerken übertragen oder anderen sich anbietenden Anspännern in Akkord übergeben. Das Wegschaffen der guten Erde und ihrer Nutzung hatte sich der Verkäufer des Bauplatzes vorbehalten. Die übrigen Erdarbeiten wurden ebenfalls in Akkord vergeben, wie auch dem Zimmermeister der Ankauf des Bauholzes. Jedoch unter ausdrücklicher Bedingung, dass das Holz im nahe liegenden großherzoglichen Forst angekauft werden sollte. Die Ausführung des Schulbaus wurde dem Maurermeister Karl Daßler in Oberpöllnitz und dem Zimmermeister Gottlob Soffa in Braunsdorf übertragen. Nach dem Riss (B.-Zeichnung) sollte die Decke der großen Schulstube durch eine eiserne Säule getragen werden. Man war jedoch der Meinung, dass diese störend wirken würde. In der Sitzung am 19.5.1853 sprachen sich die Baumeister dafür aus, dass die Säule unnötig sei. Der Halt und die Stabilität des Baus könnten besser dadurch erreicht werden, wenn an Stelle der Säule ein Hängewerk hergestellt und der Dachstuhl entsprechend abgeändert würde. Die Baumeister waren bereit die Abänderung durchzuführen, ohne dafür von der Schulgemeinde höhere Baukosten zu verlangen. Doch musste die Schulgemeinde das zum Hängewerk notwendige Eisen im Umfang von ca. zwei Wagenreifen liefern. Der Schulvorstand war einverstanden, dass von der Bauplanung in der besprochenen Weise abgewichen wurde. In dieser Sitzung wurde auch beschlossen, die Schulstube in der Lichte statt 6 Ellen nur 5 ½ Ellen zu bauen, da es sich im Winter sonst schwer heizen lassen würde. (Raumhöhe: 3,40m/3,10m)
Die Kosten der gemeinsamen Schule haben bisher die Gemeinden Oberpöllnitz u. Geheege sowie Mittelpöllnitz u. Geroda je zur Hälfte getragen. Die Vertreter der beiden letztgenannten Gemeinden waren jedoch nun der Ansicht, dass Oberpöllnitz den größeren Teil tragen müsse, weil diese Gemeinde die Schule im Ort habe und damit für ihre Kinder eine wesentliche Erleichterung geschaffen sei. Der Besuch der Schule für die Kinder aus den anderen Gemeinden war mit vielen Beschwerden und Mühseligkeiten verbunden. Man wollte sich diesbezüglich an die Großherzogliche Kircheninspektion wenden. Ob das geschah bzw. welchen Bescheid sie bekamen, ist aus der Akte nicht zu ersehen.
Am 25.7.1853 verhandelte man wieder über die Baukostenverteilung. Mittelpöllnitz u. Geroda waren jetzt bereit, den alten Verteilungsmodus beizubehalten und also die Hälfte mit zu bezahlen. Die Abgeordneten von Geheege und die von Oberpöllnitz, Heuschkel, Hempel u. Staps, wollten jedoch die Beiträge nach dem Verhältnis der direkten Steuern der Gemeinden aufgerechnet haben. Die anderen Gemeinden glaubten jedoch, dabei schlechter wegzukommen und eine Einigung kam nicht zu Stande. Nun wollte man die Entscheidung der Kircheninspektion übergeben, wenn diese in Oberpöllnitz eine nächste lokale Überprüfung durchführt. Aus der Abrechnung vom 14.12.1853 ist zu erfahren, dass es bei dem alten Modus geblieben war. Es sollten zunächst 900 Reichstaler aufgebracht werden, zu je die Hälfte der Parteien. Aber unter der ausdrücklichen Bestimmung, dass dieser Beitragsmodus für die Zukunft in keiner Weise bindend sein soll. Das ist dem Beschluss vom 17.7.1853 zu entnehmen. Es sollte deshalb nachgesucht werden, dass die Gemeinden Mittelpöllnitz u. Geroda nur so viel aus dem Kirchenvermögen von Mittelpöllnitz für die Baukostenanteile entnehmen brauchen, dass mindestens noch ein Bestand von 1000 Reichstaler im Kirchenvermögen verbleibt. Desgleichen soll auch beantragt werden, dass der Gemeinde Oberpöllnitz aus dem Triller´schen Legat der Überschuss über 50 Rth. und noch eine halbe Kollekte bewilligt wird. (Vermächtnis 1766 von Joh. Georg Triller)
Im Sommer 1853 wurde die neue Schule fertiggestellt. Das Schulhaus war in die Mitte des gekauften Grundstücks gebaut. Das im Westen und Osten der Schule übrige Feld, dass später in einen Garten umgewandelt wurde, erhielt der Lehrer zur Benutzung. Er bezahlte dafür eine jährliche Pacht von 8 Rth. Am 17.2.1854 kam es zur Überprüfung, ob die Ausführungen des Schulneubaues mit den Bauplänen übereinstimmen. Dabei ging man sehr genau zu Werke und es waren auch jede Menge Vorführungen und Untersuchungen zu machen. Die meisten Mängel musste Meister Karl Daßler abstellen. Einige wurden ihm erlassen. Wie üblich (!) kam Meister Daßler auch noch mit einer Reihe von Nachforderungen für Arbeiten, die er über den Akkord (Leistungsabsprache) hinaus ausgeführt hatte. Sie waren ihm allerdings zum größten Teil bewilligt worden. Am 14.12.1854 wurde über den Schulneubau Abrechnung gehalten. Danach hat der Baumeister und Bauleiter Karl Daßler folgende Geldzahlung erhalten:
2010 Rth. + 4 Gr.
Abschlussprotokoll vom 16.03.1856 (Kurzfassung):
Die Schulgemeinde erklärte durch ihren Schulvorstand, dass Herr Daßler, Bauleiter des Schulneubaues, den Bau termin- u. leistungsgerecht hergestellt hatte. Es wären mit ihm weitere Absprachen nicht gemacht worden. Deshalb habe der Schulvorstand seinerseits keine Bedenken, dem Akkordant Daßler seine Vorstandssumme von 200 Reichstaler auszuzahlen. Weitere Kostenerhöhungen ergaben sich durch die Forderungen anderer Baugewerke sowie Ziegel- und Materialfuhren. Ebenso wurde durch Maurermeister Hädrich aus Triptis noch ein Umfassungszaun errichtet.
Damit beliefen sich die Gesamtbaukosten auf 2619 Rth. + 7 Gr. + 9 Pf.

Quellen:
1. LATH – HStA Weimar, Thüringisches Volksbildungsministerium B 1632, Bl.1r.
2. Schulchronik von 1923 des Lehrers Karl Otto Wolf.

Wolfgang Schuster, Triptis/Oberpöllnitz 12/2022

Das ehemalige Schulhaus in Oberpöllnitz. Rechtsseitig das 1853 erbaute neue Schulhaus und links der 1907 erfolgte Erweiterungsbau. Linker Hand gab es noch einen Schulgarten, der Hof wurde für Pausen und Sport genutzt und hinter dem Altgebäude gab es noch die Toilettenanlagen. Mit dem Erweiterungsbau entstanden ebenfalls insgesamt 3 Lehrerwohnungen.