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Hans Georg Freiherr von Pölnitz, kurfürstlich-sächsischer Staatsmann und Diplomat

Achtung, neuer Aktenfund 1/2020 im SäHStAD erfordert Änderungen der Angaben zu Hans Georg v. Pölnitz!
Bezugsakte: Gesuch am 11.06.1623 der Witwe Petronella v. Pölnitz geb. van der Hell, an Johann Georg, Herzog zu Sachsen und Kurfürst, mit der Bitte in Vormundschaft ihrer sieben unmündigen Kinder, um Ausstellung eines Mutzettels und Belehnung über die Besitzungen ihres verstorbenen Ehemanns. Die Belehnungsbitte von 1623 ist mit eigener Handschrift unterschrieben: Petronella von Pölnitz geborene van der Hell, Witwe. Hans Georg kann nicht um 1577 geboren sein, da er lt. der mir vorliegenden Akten oder der Leichenpredigt des Bruders Hans immer an 7. Stelle der Geschwisteraufstellung rangiert. So auch in der Stammtafel von 1978. (Hans steht an 3. Stelle – geb. 1575 lt. LP) Wann aus dem Sohn Georg Bernhard – Gerhard Bernhard wurde ist zurzeit nicht bekannt. Richtig ist in Berlin-Buch der Pöllnitzweg nach Georg Bernhard benannt. Änderungen erfolgen im nachfolgenden Text in Fettschrift!

Ich danke den Mitarbeitern des SäHStA Dresden recht freundlich für die Bereitstellung der Akte!

Stammvater der Lichtenberger? Linie, älterer Generation und dem "Haus Aschbach" im Steigerwald/Ofrk.
Hans Georg von Pölnitz wurde um 1579/80 vermutlich in Schwarzbach b. Triptis/Thür. geboren und starb am 25.12.1622 in Regensburg. Am 9.02.1670 wurden zwei seiner Söhne und deren weibliche u. männliche Nachkommen von dem habsburgischen Kaiser Leopold I. in den Reichs-Freiherrenstand erhoben, mit dem Recht ein vermehrtes Wappen führen zu dürfen. Der Reichs-Freiherrenstand wurde am 14.02.1676 in Kurbrandenburg bestätigt. Ein nachträgliches Bestätigungsdiplom gab es auch am 14.02.1676 für den Vater Hans Georg. Dieser kam schon sehr früh in diplomatische Dienste in den Niederlanden (Gubernator der Lande von Vinnetal, Herzogtum Kleve), wurde kurfürstlich-sächsischer Kammerjunker, Oberst u. Staatsminister und war Teilnehmer als Gesandter Kursachsens auf dem Kurfürstentag am 25. Nov. 1622 zu Regensburg. Auf dem Weg dorthin reiste er mit Dienern und Pferden über Nürnberg, machte hier als kurfürstlicher Gesandter am 18. Nov. 1622 dem Rat seine Aufwartung und nahm in der Stadt in der „Goldenen Gans“ Logis. Der Rat lies ihm folgendes Geschenk überbringen: 4 Kannen Proseker Reinfall, 24 Kannen Rheinwein und 1 Schaff mit Fischen, zusammen im Wert von 12 Fl. Gulden, 13 Schilling u. 4 Heller.
(1 Kanne ca. 2 L. und 1 Schaff/Scheffel/Bottich ca. 70-100 L.)
Hans Georg war der Sohn von dem fürstlich-sächsischen Rat u. Hofmeister sowie fürstbischöflich-bambergischen Rat u. Amtmann zu Kupferberg, Hans Bruno v. Pölnitz auf Schwarzbach, Wetzdorf und Neuensorga (1535-1592) und Bruder des kurfürstlich-sächsischen Kanzlers Bernhard v. Pölnitz (1569-1628). Er war Mitbesitzer der Rittergüter Schwarzbach, Oberpöllnitz, Aschbach und wird auch mit Besitz zu Lichtenberg? u. Göhrenstein? genannt. Beide Orte sind jedoch noch nicht lokalisiert. Seine Frau war die in Utrecht geborene (Anna?) Petronella van der Hell (ӿ um 1590 - † vor 1630) die er um 1610/12 geheiratet hatte. Tochter des Lippstädter Bürgermeisters. Hans Georg hinterließ mit seinem Tod sieben unmündige Kinder. Vier Söhne, Hans Braun, Georg Bernhard (1617-1676), Johann Ernst (1618-1684), Hieronymus Christoph (1620-1697) und drei Töchter, eine mit Namen Anna Petronella. Die Familie wohnte um 1614-23 zeitweilig nach dem Schlossumbau auch auf Oberpöllnitz. Zurzeit ist noch nicht geklärt, ob die Mutter oder Tochter Anna Petronella v. Pölnitz ca. 1630 Sir Edward Morgan (1610-1665) geheiratet hatte. Dann wäre das Todesjahr der Mutter falsch.
Als Gesandter Kursachsens nahm Hans Georg von Pölnitz am 25. Nov. 1622 am Kurfürstentag in Regensburg teil. Nach dem Weihnachtsfest sollte er noch an der Reichsversammlung teilnehmen. Jedoch wurde er am 25. Dezember 1622 in der Nacht von seinem betrunkenen Diener Peter Plau hinterrücks mit einem Messer getötet. Plau wurde unmittelbar danach festgenommen und im darauffolgenden Monat mit dem Schwert geköpft. Sein Kopf, seine rechte Hand und das Messer wurden auf der Steinernen Brücke in Regensburg zur Abschreckung aufgespießt.
Anmerkung:
Auf der Homepage -Peter- ist zu lesen: Ehe mit Johanna Petronella van der Hell, T des Johann Adolph van der Hell u. Catharina van Mekeren

Über diesen Mord gibt es Aussagen in der Chronik von Christian Gottlieb Gumpelzhaimer, "Regensburg's Geschichte, Sagen und Merkwürdigkeiten", 4 Bände, Regensburg 1830-1838
Auszug aus Band 3:
„Kaiser Ferdinand II. v. Habsburg (1619-1637) lässt für den 25. Nov. 1622 zu Regensburg einen Kurfürstentag ausschreiben mit einer anschließenden Reichsversammlung, die nach dem Weihnachtsfest beginnen soll. Er selbst werde mit seiner Frau höchstpersönlich anwesend sein. Am 24.11.1622 hielt um 3 Uhr nachmittags Kaiser Ferdinand II. mit seiner Gemahlin den Einzug und wurde feierlichst empfangen. Der Kurfürstentag verlief ohne größere Zwischenfälle, doch herrschte eine angespannte Stimmung wegen der militärischen Aktivitäten im Reich (Der Dreißigjährige Krieg hatte begonnen!) und in der Stadt vermerkte man eine unvernünftige Verteuerung der Waren. Doch ehe noch die spätere Reichsberatung beginnen konnte, trugen sich mehrere Unfälle zu.
Ein Diener des Herrn von Pölnitz, des kursächsischen Residenten zu Brüssel, ermordete am 25. Dezember 1622 seinen Herrn. Der Reichsmarschall übte da den ersten Kriminalakt. Der Verbrecher Peter Plau wurde, nachdem er die Tat eingestanden und überführt war, zum Tode verurteilt, ihm vorerst die rechte Hand abgehauen und er dann zu enthaupten befohlen. Es war zu seinem Ende eine Bühne vor dem Rathause errichtet worden und nach der Exekution der Kopf, die Hand und das Messer auf einer langen Stange auf dem mittleren Brückenturm (Steinerne Brücke über der Donau) aufgesteckt worden. Der Scharfrichter verlangte von dem Reichshofrat Gottfried Heinrich Graf v. Pappenheim 24 Taler für die Exekution. Das fand derselbe zu viel und der Magistrat von Regensburg minderte es auf 10 Taler.
Ein paar Tage später starb am 29.12.1622 auch der Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried I. von Aschhausen. Am 19. März 1623 wurde die Reichsversammlung beendet. Am 29. März 1623 hielt der Kaiser eine große Prozession ab, und zwar aus dem Dom ab zu St. Emmeram, zu des Heiligen Wolfgang Grab. Die Bürgerschaft und der Magistrat zogen gemeinsam in voller Rüstung mit zu dem Bischofshof. Im Anschluss gab der Kaiser den Kurfürsten und Fürsten einen Abschiedsschmaus. Danach fuhr die Kaiserin in einem schön gezierten Schiff nach Wien und der Kaiser verließ die Stadt in Richtung Prag über die Steinerne Brücke, über die der Magistrat ihn noch begleitete.“

Originaltext leicht modernisiert in die heutige Schriftform überführt. Bis Anfang 18. Jahrhundert war die Schreibweise „Pölnitz“ üblich.
Ich danke sehr freundlich dem Bibliothekar des Regensburger Stadtarchivs, Herrn Hubert Troidl, für den mir zur Verfügung gestellten Textauszug.
Wolfgang Schuster, Triptis/Oberpöllnitz 5/2010 - akt. 2/20

Die "Steinerne Brücke" zu Regensburg

In Regensburg steht in zentraler Lage in der Glockengasse - Ecke Haidplatz das "Haus zum Elephanten". Bis 1629 vorwiegend Wohnstätte der Gesandten zu den damaligen Reichstagen. Möglicherweise hatte auch hier der kursächsische Gesandte Hans Georg v. Pölnitz während der Reichstage hier bis zu seinem Tod gewohnt.