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Bernhard von Pölnitz

Historisch besonders bekannte Person:

Bernhard von Pölnitz auf Schwarzbach, Oberpöllnitz, Goseck u. v. w. Besitzungen
4.07.1569 zu Schwarzbach/Thür. - 5.08.1628 zu Goseck

Bernhard war der zweitälteste Sohn und nach dem Tod des Vaters Hans Bruno (1535-1592) Vormund für die minderjährigen Brüder Ehrenfried, Balthasar, Hieronymus Christoph u. Hans Georg. Bernhard war einer der bedeutendsten von Pölnitz seiner Zeit, begleitete hohe Ämter, brachte die Güter wieder in Schwung und erwarb viele neue Besitzungen. Er besuchte die Universität in Jena, ab 1586 die Universität in Helmstedt, ab 1590 die Universität in Altdorf und ab 1592 wieder Jena. 1593 reiste er zwecks Studien nach Köln, Marburg, Straßburg u. Gent. Anschließend unternahm er 1593 gemeinsam mit den Studienfreunden Jacob v. Grünthal († 1626) und Georg III. v. Nißmitz (1575-1654) (beide wurden später seine Schwager) eine mehrmonatige Kavalierstour, Bildungs- u. Studienreise. So u.a. in die Schweiz, nach Italien bis nach Neapel, nach Kärnten und in die Krain (Slowenien). In Italien, an der Universität in Siena (Toskana), ließ er sich am 14.03.1595 bei der „Deutschen Nation“ immatrikulieren. Das war für damalig reisende deutsche Adlige eine Prestigeangelegenheit der man sich freiwillig anschließen konnte und dem Mitglied bestimmte Privilegien, wie Waffentragerecht, Gerichtsbarkeit und Zollfreiheit zuerkannte.[6] Wegen der Hugenottenkriege in Frankreich konnte er als Protestant dort nicht einreisen. 1596 kehrte er aus Ungarn über Österreich in die Heimat zurück und wurde schon ein halbes Jahr später von dem jungenhaften Christian II. Kurfürst von Sachsen (R.1591-1611), an den Dresdener Hof berufen. Es erfolgte seine Ernennung zum Kammerjunker und Erzieher der kurfürstlich-sächsischen jungen Herrschaft. Dabei hat Kurfürst Christian II. tiefes Vertrauen zu Bernhard v. Pölnitz entwickelt.
Am 20.06.1598 berief ihn der Kurfürst zum Appellationsrat und leistete er den Amtseid. In dieser Funktion reiste er 1600 nach Prag und übernahm am Hof des Kaisers Rudolf II. von Habsburg (R.1576-1612) verschiedene diplomatische Aufgaben. 1601 erfolgte vom nun mündigen Kurfürsten Christian II. seine Ernennung zum kurfürstlich-sächsischen Hofrat. Der jüngere Bruder Hans Georg v. Pölnitz († 25.12.1622) erhielt seine Ernennung zum kurfürstlich-sächsischen Minister. 1602 wurde Bernhard, gegen seinen freundlichen Einspruch, von Kurfürst Christian II. als Nachfolger von Dr. David Pfeifer († 2.2.1602) zum Kanzler des Kurstaates Sachsen ernannt und war damit auch außerordentliches Mitglied des Geheimen Rats. Somit war er mit 33 Jahren oberster Beamter des mächtigsten deutschen Kurstaates. Er schaffte es 21 Jahre lang unter verschiedenen Kurfürsten diesen Macht- u. Ehrenposten zu halten. Der Bruder von Christian II. und neue Kurfürst von Sachsen, Johann Georg I. (R.1611-1656) reiste 1613 anlässlich der Kaiserwahl und Krönungszeremonie von Kaiser Matthias nach Frankfurt am Main. Mit im Gefolge war auch Kanzler Bernhard v. Pölnitz. Ebenso dabei war er bei der Wahl und Krönung von Ferdinand II. von Habsburg zum böhmischen König 1617 in Prag und erhielt neben anderen Teilnehmern aus diesem Anlass eine goldene Ehrenkette im Wert von 300 Gulden. Diese sogenannten Gesellschaftsketten mit emaillierten Wappengliedern wurden üblicherweise dem Träger traditionell mit in das Grab gegeben.[6]
(Siehe auch meinen Beitrag im nachfolgenden Textanhang zur Kurfürstentagung 1611 in Nürnberg!)

Bernhard v. Pölnitz bestimmte als Mitglied des Geheimen Rats gemeinsam mit anderen Räten, wie Caspar von Schönberg (Präsident), Esaias von Brandenstein, Christoph u. Joachim von Loß, Dr. Eichmann oder Dr. Marcus Gerstenberger, die Dresdner Politik im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges. Als vehementer Verfechter der sächsischen Territorialinteressen erlangte er auch nach dem Böhmischen Aufstand wesentlichen Einfluss auf die von Kursachsen verfolgte Strategie der Neutralität und Vermittlung.[6] Bernhard v. Pölnitz hat viele große Entscheidungen der deutschen Geschichte mitgetragen. So riet er u. a. zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), am 6.08.1618 in Torgau dem Kurfürsten Johann Georg I., dem katholischen habsburgischen Kaiser Matthias (R.1612-1619) und seinem anwesenden Nachfolger Ferdinand II. (R.1619-1637) in Böhmen keine Hilfe zukommen zu lassen, denn „es liege nur eine Religionssache vor“.
(Fenstersturz von Prag am 23.05.1618! Als Gesandter des Kurfürsten v. Sa. unternahm sein Schwager, der kurfürstlich-sächsische Kriegsrat u. Generalkommissar Jacob v. Grünthal, im Dez. 1618 und im Jan./Febr. 1619 mehrere Reisen nach Prag, Eger u. Pilsen um die Positionen der Sachsen zu erklären. Und so nahm nun diese Sache seinen Gang in den großen Krieg, der auch Deutschland umwälzte und fast entvölkerte.)
1623 erhält von Pölnitz wegen schlechter, nachlassender Gesundheit seine Entlassung aus der Kanzlerschaft Kursachsens. Trotzdem übernahm er am 14.09.1623 die Position des Oberhofrichters am kursächsischen Obergericht zu Leipzig. So wie Kanzler Bernhard v. Pölnitz in seiner Arbeit zu großem Ruhm kam, so vermehrte er auch mit großem Fleiß seinen Wohlstand und seinen Besitz. 1601 hat er das alte Familiengut Wittchenstein, das Vorwerk Lederhose, das RG Lindenkreuz mit Adelsschäferei, 2 Weinberge in Lobeda, auch 4 Bauern in Hellborn etc. mit besessen. Mit den Lehnsbriefen vom 12.02.1602 erhielt er die Rechte jeweils über die Dörfer Wittchenstein, Schwarzbach, Neuensorga, Renthendorf o. Teils und Lederhose. Die Familienstammgüter Schwarzbach und Neuensorga mit Kretscham übernahm er 1601 allein, erhielt für diese Güter auch die Schriftsässigkeit und zahlte seine Brüder zu ihrer Zufriedenheit mit je 1900 Gulden großzügig aus. Für dieses faire Verhalten wurde er von seinem Bruder, dem kursächsischen Minister Hans Georg ausdrücklich gelobt.
(Numismatiker sagen, der damalige Gulden hätte heute den Wert von ca. 300,- bis 500,- Euro?)
Am 12.02.1602 erhielt er auch vererblich die Obergerichte und die hohe Jagd in den Fluren Schwarzbach, Neuensorga, Lederhose, Wittchenstein und in Kleinbernsdorf die obere und niedere Gerichtsbarkeit sowie Zinsen und Dienste. Am 16.10.1603 bekam er die Schriftsässigkeit und die Obergerichte für Dorf u. Flur Burkersdorf nebst Zoll- u. Zinshafer und über seine 6 Zinsbauern in Schüptitz die Obergerichte zugesprochen.
(Schüptitz nur 3 Jahre, dann gelangten diese im Tausch nach Mildenfurth.) Und zuzüglich am 2.02.1604 für das RG Burkersdorf die Frondienste von 12 Dörfern, die auf dem Vorwerk Preskeln lagen. Dafür zahlte er dem Amt Weida das zustehende Frongeld von 35 nßo anstelle des Vorwerks. Zugleich wurden ihm die Preskelner Ackerdienste für 2043 Gl. mit jährlicher Zinszahlung von 102 Gl. + 3 Gr. vererbt. Er wird in der Lehnsurkunde als Herr zu Schwarzbach, Lindenkreuz und Burkersdorf genannt. Den Besitz Burkersdorf verkaufte er am 25.01.1605 an seinen Schwager Jacob v. Grünthal, worüber es 1615 noch zu Unstimmigkeiten über den Umfang des Vertrages kam. Grünthal kaufte 1607 auch das Vorwerk Preskeln und zahlte nun die 35 nßo. 1606 erhielt Bernhard v. Pölnitz vom Landesherrn die Schriftsässigkeit für seine Güter in Dreitzsch und Renthendorf zugesprochen und am 13.08.1611 erhielt er die Ober- u. Niedergerichte für das Dorf u. RG Lindenkreuz. Zu dessen Gerichtsbezirk gehörten mehrere Ortschaften, die gesamt wiederum mit dem RG Münchenbernsdorf kombiniert waren.
Es erfolgten noch etliche weitere Besitzaneignungen, wie z.B.:
+
1600 das Gut in Wetzdorf von seinem Bruder Hans (1592 Vatererbe). Dieser erhielt 1601 Mosen.
+ 1601 das Gut in Dreitzsch mit seinen Zugehörungen (1611 an seinen Bruder Ehrenfried verkauft).
+ 1602/03 Heiligenau, die Güter Stößen, Renthendorf, Burkersdorf, Lindenkreuz und das Gut in Zinna. (Zinna war Besitz derer v. Nißmitz.)
+ 1604 22.3. erhielt er für das Gut u. Dorf Großebersdorf die Obergerichte, Niederjagd auf der Dorfflur und Zinsen. Ebenso Anteile im Dorf Zwackau, die er von den Gläubigern des Caspar v. Mosen gekauft hatte. In Großebersdorf besaß er als alleiniger Gerichtsherr zuvor schon die Erbgerichte, Lehen, Zinsen u. Fronen. 1605 wurde das Dorf dem Gerichtsbezirk Lindenkreuz unterstellt.
+ 1607 3.1. Oberpöllnitz - Schloss, Gut und Zugehörungen, wie z.B. die Adelsschäferei Geheege, die Rittergutsmühle in Mühlpöllnitz, 7 Zinsbauern u. Obermühle in Döblitz, 2 Bauern u. Untermühle in Miesitz, je 1 Bauer in Molbitz u. Weltwitz etc. von Bruder Hans Georg übernommen.
+ 1609 Goseck - Schloss, Gut und Zugehörungen durch Heirat erworben.
+ 1611 das Gut Nöda erkauft von denen v. Milwitz.
+ 1612 28.4. das Gut in St. Gangloff und dazu gehörende Dorfschaften, mitbelehnt seine Brüder.
+ 1612 Münchenbernsdorf - Schloss, Gut, Zugehörungen u. Kretscham, einschließlich RG Podelsatz u. Vorwerk Rothenbach. Gekauft von Graf Christoph zu Leiningen-Westerburg.
+ 1614 19.4. die Anteile seiner Vettern in Wittchenstein, der 8 Bauern in Lederhose, der 4 Bauern in Hellborn.
+ 1618 werden im Erbbuch des Amtes Weida 4 Bauern zu Neundorf dem Bernhard v. Pölnitz gehörig genannt, als Lehns-, Zins- und Gerichtsherr.
+ 1619 die 2 Güter in Uichteritz und Besitz in Storkau vom Rat der Stadt Weißenfels zurück gekauft.
+ 1619 erhielt er die Vererbung der Gerichte und Dienste in Uichteritz, Lobitzsch, Zössen?, Dobichau, Eulau, Pettstädt, Stößen, Prittitz, Priestädt, Nöbeditz, Rathewitz und Scheiplitz.
+ 1620 wurden ihm die Amtsfrondienste von Großebersdorf, Lederhose u. Kleinbernsdorf zum Preskelner Viertel im Amt Weida vererbt. Sie gehörten zuvor ab 1617 dem neuen landeseigenen RG Mildenfurth. Bernhard v. P. wurde diesbezüglich als Kanzleischriftsasse geführt.
+ 1622 das ½ Gut zu Gröbitz.
+ 1622 8.8. in Mittelpöllnitz das Vorwerk von Christoph Abraham v. Werthern zurück gekauft.

Am 3.01.1607 kaufte Bernhard v. Pölnitz von seinem hochrangigen Bruder Hans Georg also auch den alten Stammsitz, Schloss Oberpöllnitz, mit Rittergut und Zugehörungen sowie zugehörigen Besitz in Mühlpöllnitz u. Geheege. Um 1615 erfolgte durch ihn die Modernisierung des Schlosses mit den noch heute sichtbaren Renaissance-Umbauten. Der Umbau des alten Herrensitzes zum Schloss war schon 1414 erfolgt! Erst durch seine Tatkraft und sein Geld konnten diese Besitzungen einen guten Aufschwung nehmen und wieder zusammenkommen. Am 19.04.1614 erwarb Bernhard von seinen Vettern Pancratz III. v. Pölnitz zu Aschbach/Oberfranken und Salomon v. Pölnitz zu Schwarzbach, mit Einwilligung seiner eigenen Brüder als Mitbelehnte, deren Anteile am alten Familiengut Wittchenstein. Für zahlreiche Gutsbesitzungen erhielt er mit den Belehnungen im Nachhinein auch die Nieder- u. Obergerichte, die niedere u. teilweise hohe Jagd und natürlich Fron, Zins etc. der Untergebenen. Die Perle war ohne Zweifel Schloss Goseck. Ein altes sächsisches Pfalzgrafenschloss zwischen Naumburg und Weißenfels, mit den Orten Uichteritz u. Storkau. Den Gosecker Besitz hatte er allerdings 1609 erheiratet. Seine
2. Frau Catharina, Witwe des Franz v. Königsmarck auf Goseck (ab 1594 Pächter), geb. v. Hoym a.d.H. Ermsleben (1573-2.02.1620 zu Niederpöllnitz?), brachte das Schloss, den Gutshof und zugehörigen Besitz in Ortschaften mit in die Ehe. Doch unter einer Bedingung: Sterben die männlichen Nachkommen dieser Pölnitz-Familie aus, fällt das Schloss wieder an die Familie v. Hoym zurück! Ein Fall, der Jahre später noch eintreten sollte (Gosecker Chronik S. 85). Für den Besitz Goseck erhält er 1618 die Ober- u. Erbgerichte sowie 1620 die Niederjagd, einschließlich der Schweinejagd.
Das Gosecker Klostergut gelangte nach der Schließung des Klosters 1540 und mehrmaligem Besitzerwechsel 1609 ebenfalls an Bernhard v. Pöllnitz. Er sorgte dafür, dass das Dorf und das Klostergut, die nach Aufhebung des Klosters der Pfarrei Markröhlitz eingegliedert worden waren, 1614 einen eigenen Pfarrer erhielten und setzte 1615–1620 die Klosterkirche instand. In diese Zeit fällt der Umbau der Klosterkirche zur Schlosskapelle. Erster Pfarrer war der 1582 in Neustadt an der Orla geborene Bartholomäus Stöckigt. Er amtierte in Goseck bis zu seinem Tode 1641.
1619 kaufte Bernhard v. Pölnitz die zu Uichteritz gehörenden zwei Rittergüter von der Stadt Weißenfels zurück, nebst Zinsen und Lehen. Er erwarb erbkäuflich Ober- u. Erbgericht, Schriftsässigkeit, niedere Jagd, Frondienste der Einwohner von Uichteritz u.a. Das Familiengut in Schwarzbach trat durch die vielen Neuerwerbungen etwas zurück, doch hat er auch diesen Besitz vermehrt. Der Dreißigjährige Krieg brachte wüste Bauernhöfe bzw. ließ Bauern in Not geraten. Oft half er auch mit Geld aus und erkaufte sich damit das Erbrecht über Feld u. Holz.
1603 hat er sein Schwarzbach und die ihm unterstehenden Orte Heiligenau und Neuensorga mit Zustimmung von Johann Georg I. Kurfürst von Sachsen, zu einem selbstständigen Kirchspiel erheben lassen. Der Ort gehörte bisher als Filial zu Renthendorf. Zusätzlich verweist sein Schwager Hildebrand v. Schauroth auf Geroda als Patron, mit kurfürstlicher Bewilligung vom 24.02.1623 die Kirche von Birkhausen mit nach Schwarzbach. Bisher war sie eine Filialkirche von Frießnitz.
Von seiner 3. Frau Amalie, verw. v. Wiehe auf Burgscheidungen, geb. v. Rauchhaupt a.d.H. Hohenthurm, ist mir zurzeit bekannt: Geb. 1571 - Heirat 1621 - Tochter des Rudolph v. Rauchhaupt auf Hohenthurm/Landsberg (1520-16.12.1578) und der Ottilie geb. v. Witzleben (1544-1604) - Witwe des Christoph v. Wiehe auf Burgscheidungen (1570-1608). Und folgende Begebenheit: „1630 verehrte die verwitwete Geheimrätin u. Oberhofrichterin v. Pölnitz auf Goseck der Kirche zu Uichteritz eine weiße damastene Altar- u. Taufsteinbekleidung!“ Nach dem Tod ihres Gatten 1628 ein Geschenk der Witwe an die Kirche, lt. Gosecker Chronik. Sie starb am 8.06.1631 zu Goseck! In zweiter und dritter Ehe hatte Bernhard v. Pölnitz keine Kinder, sondern nur mit der 1. Frau Ursula v. Nißmitz a.d.H. Nebra, die er am 22.02.1598 geheiratet hatte. Geboren 1578 und am 14.05.1608 mit der 6. Kindsgeburt gestorben. Begraben in Dresden in der Sophienkirche, doch zusammen mit ihrem Mann auf einem Epitaph in der Kirche zu Goseck verewigt.
Mit dieser Frau hatte Bernhard 2 Söhne und 4 Töchter. Interessant ist noch folgende Nachricht. Ihre Mutter war Blandina v. Nißmitz, geb. v. Hoym a.d.H. Ermsleben (siehe 2. Ehefrau von B.) und der Vater war Christoph v. Nißmitz († 1605) auf Nebra u. Birkigt. Ihr Bruder war der am Dresdener Hof hoch geachtete Georg III. v. Nißmitz, Bernhards Reisebegleiter 1593. Während der Pestzeit 1607-1608 auch in Dresden, wohnte sie mit den Kindern 20 Wochen in Oberpöllnitz und fühlte sich lt. Leichenpredigt hier sehr wohl.
Bernhard v. Pölnitz war ein tief gottesfürchtiger Mensch und beschloss deshalb, die daniederliegende Schlosskirche in Goseck trotz großer Schwierigkeiten zu erneuern und eine eigene Pfarrstelle mit Prediger einzurichten. Durch sein gutes Ansehen bei dem damaligen Kurfürst Johann Georg I. konnte 1613 die Einrichtung der Pfarrstelle auch erfolgen. Der Um- und Neubau der Schlosskirche (ehemalige Klosterkirche) wurde 1615 begonnen und 1620 beendet. Leider ist diese damit dann auch kleiner geworden! Allgemein gilt, dass sich Bernhard und später seine Söhne oft auch als Wohltäter hervortaten. Speziell bei dem Saale-Hochwasser 1622 u. 1625 und in den dreißigjährigen leidvollen Kriegsjahren sowie dem Hochwasser 1651.
Bernhard v. Pölnitz verstarb am 5.08.1628 im Alter von 59 Jahren viel zu früh auf Goseck und wurde im Erbbegräbnis in der Schlosskirche beigesetzt. Leider noch nicht vollständig restauriert. Seine Leichenpredigt wurde am 1.09.1628 von dem Pfarrer und Superintendenten zu Freyburg Magister Christoph Dauderstadt gehalten. Angaben zu seiner Schulzeit finden sich in der Gedenkrede zur Leichenpredigt für seine dritte Frau Amalie.

Töchter:
Blandina geb. 31.07.1602 in Dresden – gest. 17.01.1673 in Goldschau u. best. am 20.02. in Haardorf. Vermählt am 16.11.1624 mit Hans Friedrich v. Brand (7.11.1596 - 3.4.1657) auf Haardorf, Kleinhelmsdorf, Goldschau, Zinna u. Langenleuba; kursächsisch-altenburgischer Rat; Hofrichter zu Jena u. kurfürstlich-sächsischer Geheimer Rat u. Obersteuereinnehmer; 2 Söhne u. 1 Tochter
(Weitere Info, siehe Löbe, Bd. 3, S. 363 - Besitz Schöngleina)

Ursula geb. 19.07.1605 in Dresden – gest. 16.03.1681 in Goldschau, bei Schwager Hans Friedrich v. Brand, bei dem sie seit 1653 Wohnung hatte u. am 10.04. in Goldschau bestattet wurde. Vermählt am 22.09.1629 mit Hildebrand Heinrich v. Einsiedel (18.05.1592 - 17.02.1649) auf Wolftitz u. Gnandstein; kursächsisch-altenburgischer Landrat.

Hedwig geb. 21.02.1607 in Dresden – gest. 6.10.1630 in Schneckengrün u. bestattet am 26.10. in Rodersdorf. Vermählt am 24.11.1628 mit Wolf Albrecht v. Posseck auf Weischlitz, Rodersdorf, Kröstau, später Schneckengrün o.T. u. Ottengrün, alle im Vogtland b. Plauen.

Anne Marie geb. 13.05.1608 - gest. 2 Tage nach der Geburt

Söhne:
Christian geb. 19.02.1601 in Dresden – gest. 18.02.1670 in Münchenbernsdorf
1. Ehe am 02.12.1627 mit Anna Elisabeth v. Werthern a.d.H. Beichlingen
(17.01.1608 - 3.04.1630)
2. Ehe am 29.01.1633 mit Dorothea Barbara v. Bellin a.d.H. Callenberg; Hochzeit in Gröbitz;
gest. 1687; 2 Söhne u. 2 Töchter; alle 4 Kinder vor dem Vater gestorben.

Hans Christoph geb. 06.02.1608 in Dresden – gest. 02.09.1657 in Goseck,
Er vermählte sich 1631 auf Schloss Goseck mit seiner Cousine Anna Elisabeth v. Grünthal a.d.H. Voigtstedt (1605 - 1641).

Detaillierte Angaben zu den Söhnen findet man auf dieser Webseite unter "Adel von Pöllnitz - Haus Schwarzbach, Teil 3"!
Wolfgang Schuster, Triptis/Oberpöllnitz 12/2006 – akt. 3/2020
Hinweise, Richtigstellungen und Ergänzungen nehme ich gerne entgegen. Bei Kontakt bitte meine Tel.-Nr. verwenden.

Literatur:
1. Schwarzbacher Chronik
2. Gosecker Chronik
3. Mittelpöllnitzer Chronik
4. Private Archivunterlagen und Stammtafeln sowie die Findbücher der Staatsarchive
5. Leichenpredigten und Internetinformationen
6. „Zwischen Rittergut, Residenz und Reich“ von Martina Schattkowsky, Leipziger Uni-verlag GmbH, 2007
7. „Kursächsische Staatsfinanzen“ von Uwe Schirmer, Verlag d. Sächsischen Wissenschaften zu Leipzig, 2006
8. „Die Kursächsische Landesbehörde“ von Karlheinz Blaschke, Verlag d. Sä. Wissenschaften zu Leipzig, 2002
9. „Das Amt Weida … in den Jahren 1411-1618“, Bd.1-3, von Gerhard Schmidt, Dissert. 1950 Jena

Zu Bernhard v. Pölnitz siehe auch den nachfolgenden Absatz "Kurfürstentagung 1611 in Nürnberg"!

Die Veröffentlichung der Schwarzbacher Stammlinie derer von Pöllnitz erfolgte 4/2012.
Siehe bitte bezugnehmende Hauptseite "Adel von Pöllnitz - Haus Schwarzbach".

Das herrlich gelegene Schloss Goseck b. Weißenfels ist eine Reise wert. Auch hinsichtlich der dort stattfindenden kulturellen Angebote und der in der Nähe liegenden jungsteinzeitlichen Kreisgrabenanlage (auch Sonnenobservatorium von Goseck).


Kurfürstentagung 1611 in Nürnberg

Der kurfürstlich-sächsische Kanzler Bernhard von Pölnitz als Begleiter von Johann Georg I. Kurfürst von Sachsen
Bernhard v. Pölnitz
war zu dieser Zeit auch Besitzer des Rittergutes Oberpöllnitz, wohnte jedoch auf dem angeheirateten Besitz Schloss Goseck bei Weißenfels.
Eine informative Beschreibung der damaligen Geflogenheiten solcher Arbeitsreisen!

Die Kurfürstentagung 1611 in Nürnberg
Zu den interessantesten Begebenheiten in dieser Zeit gehört wohl unstreitig die zu Michaelis im Jahre 1611 in Nürnberg beginnende Kurfürstliche Kollegialtagung, wo man den Beschluss fasste, wegen vorzuhabender Wahl eines Römischen Königs am 11. Mai 1612 in Frankfurt zusammenzukommen.
Um Michaelis 1611 (29. Sept.) erschienen nun die erwählten Kurfürsten und Fürsten, auch andere Fürsten und fremde Botschafter nacheinander in Nürnberg, wo sie ihren Einzug in folgender Ordnung hielten. Am Sonntag, den 29. September kam Johann Georg I. Kurfürst von Sachsen (R.1611-1656) über Pegnitz und Gräfenberg nach Nürnberg. Der Einzug erfolgte um 5 Uhr nachmittags zum Laufertor herein. Voraus fuhren 14 Kutschen, an welche 62 Pferde gespannt waren. Vor dem Kurfürsten ritten 6 Trompeter, an deren Instrumenten lange schwarze „Cartackenbinden" hingen. Sie bliesen bei dem Einzuge nicht. Nach denselben wurden zwei ledige, ganz bis auf die Füße mit schwarzem Tuche bekleidete Rosse geführt. Sie waren des Kurfürsten Leibhengste. Zunächst vor dem Kurfürsten ritt der Reichs-Erbmarschall Pappenheim. Dann folgte der Kurfürst allein. Er ritt einen Rappen und war wegen des Ablebens seines Bruders, des Kurfürsten Christian II. (R.1591-1611), in langem schwarzen Trauermantel gehüllt. Neben dem Kurfürsten gingen zu beiden Seiten 12 Trabanten mit Hellebarden, daran die Schafte und Franzen schwarz. Die Trabanten waren tapfere starke Leute, alle, wie auch das ganze Hofgesinde, schwarz gekleidet nach Schweizerischer Manier. Des Rats von Nürnberg bestellte Soldaten, mit Musketen und langen Spießen versehen, waren beim Laufertor aufgestellt, um dem Kurfürsten aufzuwarten. Zwischen diesen musste der Kurfürst mit seinem Hofgesinde bis in seine Wohnung hinreiten. Zwei Kutschen mit 8 Pferden machten den Schluss. Der Vortrab und Nachtrab an Reisigen-Pferden belief sich auf 96. Des Kurfürsten von Sachsen Einritt erstreckte sich also auf 166 Pferde. Ein besonderer Fourierzettel weist die Stärke des Gefolges nach, das den Kurfürsten von Sachsen auf seiner Reise zum Kurfürsten-Kollegialtag nach Nürnberg begleitete und teils vor, teils nach dem Kurfürsten hier ankam.
Der Fourierzettel nennt das Gefolge:
Die Kurfürsten Leib-Reisigen mit 40 Pferden, den kurfürstlichen Leibwagen mit 3 Personen und 8 Pferden, Herzog Albrecht zu Holstein und Schleswig mit 12 Personen und 8 Pferden, Hans Georg von Osterhausen, Hofmarschall mit 8 Personen und 8 Pferden, Bernhard von Pölnitz, Kanzler und Geheimer Rat (1569-1628) mit 8 Personen und 8 Pferden, Caspar von Schönberg, Präsident, Geheimer- und Appellationsrat mit eben so viel Personen und Pferden, Esaias von Brandenstein, Oberhofrichter zu Leipzig und Geheimer Rat mit demselben Gefolge, Christoph von Loß, Geheimer Rat und Reichspfennigmeister mit eben so viel Personen und Pferden, Joachim von Loß, Geheimer Rat mit 8 Personen und 8 Pferden, Doktor Marcus Gerstenberger, Geheimer Rat mit 6 Personen und 5 Pferden, Joachim von Schlieben, Oberst mit 6 Personen und 8 Pferden, Rudolph von Viztum, Kämmerer mit 6 Personen und 8 Pferden, Günther Lossen, Stallmeister mit 6 Personen und 6 Pferden, Jörg von Bindauf mit 0 Personen und 6 Pferden, Sigmund Adolph von Ziegershofen mit 4 Personen und 4 Pferden.
Sechs Kammerjunker: Dietrich von Daube mit 4 Personen und 4 Pferden, Sigmund von Lobkowitz, Bernhard von Starstedel, Christoph Rudolph aus dem Winkel, Heinrich Schenk und Georg Ernst von Weißbach. Jeder derselben hatte ebenfalls 4 Personen und 4 Pferde bei sich.
Acht Truchsesse: Heinrich Bastian von Metsch, Hans von Schönberg, Hans von Daube, Jobst von Wüstenhof, Günther Wachs, Ullrich Grünrodt, Heinrich Stammer und Wilhelm Brem. Jeder dieser Truchsesse war von 2 Personen und 2 Pferden begleitet.
Fünf Kammerdiener: Sigmund Hübner, Postmeister mit 2 Personen und 2 Pferden, Niklas Mauschel Weichsel, Hans Wilhelm Lastner, Michel Richter und Wolf Sedtrich, jeder ebenfalls mit 2 Personen und 2 Pferden.
Aus des Kurfürsten Marstall: Die Kutsche des Sekretärs Ludwig Wilhelm Moser, Rat und Kämmerer mit 6 Personen und 6 Pferden, die Kutsche des Christoph Falkenhofer, Geheimer Sekretär und Rentkammermeister mit 6 Personen und 4 Pferden, die Kutsche des Hofpredigers und Leibarztes mit 2 Personen und 4 Pferden, die erste Küchenkutsche mit 2 Personen und 4 Pferden, die Mundschenkkutsche mit 2 Personen und 5 Pferden, für den „Kaleschwagen" 6 Personen und 4 Pferde, für den ersten Silberwagen 2 Personen und 4 Pferde.
Zwanzig Maulesel trugen des Kurfürsten und der Junker Sachen. Jedes dieser Tiere war mit zwei Reisekasten wohl beladen. Hierzu gehörten 9 Personen. Hans Weber, Hausvogt mit 2 Personen und 2 Pferden, die Fouriere Augustin Falkenhofer, Valentin Schlaiffer, Martin Püttner mit 4 Pferden. Drei Trompeter und drei Einspänner, 6 Personen und 6 Pferde. Zwei Postreiter aus der geheimen Kanzlei mit 2 Pferden.
Die Kanzlei: Mit Mietgeschirre, welche die Mietkutschen fuhren, die auch im Amt vorgespannt wurden. Für die Kutsche des Jacob Zimmer, Kämmerer, Geheimer Sekretär 4 Personen und 4 Pferde, des Kämmerers und Futterschreibers Kutsche mit 4 Personen und 4 Pferden, die Kanzlei-Rüstkutsche mit 2 Personen und 4 Pferden, die Apothekerkutsche mit 4 Personen und 4 Pferden. Eine andere Kutsche mit 4 Personen und 4 Pferden. Zwei Silberwagen mit 4 Personen und 4 Pferden. Für das „Mundgetränk" 2 Personen mit 4 Pferden. Für den Hofbäcker 2 Personen und 2 Pferde. Für den Hof-Speiser 2 Personen und 2 Pferde.
Weitere Personen: Ein Hofprediger, 2 Leibärzte, der Quartierhauptmann Hans Boppelius, 4 Kammerjungen, 2 Barbiere, 2 Silberjungen, 2 Schneider, 4 Lakaien, 39 Küchen- und Kellerpersonen, 20 Trabanten samt dem Leutnant, 4 Silberdiener und Jungen, 4 Bettdiener, 4 Silber-, Zinn- und Gerätwäscherinnen nebst 2 Mägden. Alle diese Personen hatten Amtsfuhren von einem Amt zum andern. Das ganze Gefolge des Kurfürsten von Sachsen bestand in 312 Personen und 289 Pferden.
Bei jedem kurfürstlichen Bankett war eines jeden Kurfürsten bestellter Schenk, der an allen Orten, wo ein Gastmahl gehalten wurde und sein Herr zugegen war, die silbernen, ineinander passenden Flaschen holte und sie mit Wein aus seines Herrn Keller füllte. Jeder Kurfürst hatte auf solche Weise seinen eigenen Trunk und trank nichts von des Anderen Wein. Die Kurfürsten ließen auch bei dieser Kurfürstentagung den Proviant aus ihren Gebieten herbeischaffen, nämlich: Getreide, Wein, Bier, Ochsen, Wildbret. Besonders ließ der Kurfürst von Sachsen viele Hirsche, Wildbret, viele Tausend Klumpen oder Spießlein Vögel, je 5 zusammengebunden, nach Nürnberg schaffen, sodass also kein Mangel eintrat. Der übrig gebliebene Wein wurde hier verkauft und die Kurfürstentagung veranlasste also keine Teuerung in der Stadt.
Am 14. Oktober hielten die anwesenden Kurfürsten in der oberen Regimentsstube des Rathauses „im Namen Gottes des Allmächtigen und besonders zu Gottes Lob und Ehre, der ganzen Christenheit zu Gutem und unserem geliebten Vaterland Teutscher Nation zu Friede und Wohlfahrt" die erste Sitzung. Sie begann früh um 8 Uhr. Jeder Kurfürst wurde von Geheimen Räten begleitet, wenn er zu Rat ging. Den Kurfürst Johann Georg I. begleiteten dann: Bernhard von Pölnitz, Kanzler; Esaias von Brandenstein, Oberhofrichter zu Leipzig, Geheimer Rat; Reichspfennigmeister Christoph von Loß, Geheimer Rat; Dr. Marcus Gerstenberger, Geheimer Rat.
Am 12. November endete die Kurfürstentagung und die Kurfürsten trafen Anstalten zur Abreise. Im Ganzen waren 26 Sitzungen gehalten worden, wovon die Kurfürsten neunzehn persönlich beigewohnt haben und sieben von den kurfürstlichen Räten gehalten wurden. Die Kurfürsten hatten sich die Beratschlagung zum Besten des Vaterlandes Deutscher Nation und alles dessen, was zum Frieden nötig und dienlich sei, sehr angelegen sein lassen. Wie auch die geistlichen und weltlichen Kurfürsten in Ratschlägen und auf andere Weise freundlich und ehrerbietig sich gegeneinander zeigten. Man lebte mit der Hoffnung, dass ihre Versammlungen von Nutzen sein würden.
Am Mittwoch, den 13. November früh ließ der Kurfürst von Sachsen die letzte Predigt halten und nach deren Beendigung setzte man sich zur Tafel. Ungefähr um 12 Uhr reiste der Kurfürst von hier weg nach Bamberg. Der Kurfürst begehrte vom Nürnberger Rat 30 mit 4 Pferden bespannte Wagen, dann 60 Pferde zum Vorspann für die Rüstwagen bis nach Forchheim. Der Kurfürst ließ sein Wappenschild an des Herrn Imhof Haus als Dank für Quartiergewährung zum Andenken anheften.

Dieser Bericht ist eine Zusammenfassung von Auszügen aus:
"Kriegs- und Sittengeschichte der Reichsstadt Nürnberg"; Vom Ende des sechzehnten Jahrhunderts bis zur Schlacht bei Breitenfeld am 17. September 1631, 1. Teil von 1590 bis 1619 - 2. Abschnitt 1611;
von Franz Ludwig Freiherr v. Soden, Erlangen 1860

Der Text wurde von mir teilweise modernisiert.
Wolfgang Schuster, Triptis/Oberpöllnitz 10/2011 - akt. 3/2020